Maria durch ein Dornwald ging ist ein deutschsprachiges Adventslied aus dem Eichsfeld, das 1850 erstmals publiziert wurde und dessen Melodie möglicherweise aus dem 16. Jahrhundert stammt.
Geschichte
Vom Ursprung her ist Maria durch ein Dornwald ging (modernisiert gelesen unter anderem als Maria durch ein’n Dornwald ging) kein Advents-, sondern ein Wallfahrtslied, das sich zunächst mündlich im 19. Jahrhundert, vom katholischen Eichsfeld ausgehend, im Bistum Paderborn verbreitete.
Die älteste bekannte Fassung mit sieben Strophen findet sich gedruckt 1850 in der Sammlung Geistliche Volkslieder mit ihren ursprünglichen Weisen von August von Haxthausen und Dietrich Bocholtz-Asseburg; die tatsächliche Entstehungszeit des Liedes ist unklar, eine gelegentliche Datierung auf das 16. Jahrhundert lässt sich zumindest nicht belegen. Allerdings findet sich im Andernacher Gesangbuch von 1608 das Lied Jesum und seine Mutter zahrt mit dem Vermerk „nach der Melodie Maria ging durch diesen Wald“ abgedruckt, worin gelegentlich eine Keimzelle des Adventsliedes vermutet wird.
Es waren die Liederbücher der Jugendbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die dem Lied Popularität verschafften, andererseits auch seinen Wandel vom Wallfahrts- zum vermeintlich volkstümlichen Adventslied bewirkten: Um 1910 erschien das Lied in der heute bekannten dreistrophigen Fassung zunächst im Jugenheimer Liederblatt; 1912 fand es Aufnahme in den Zupfgeigenhansl und 1914 in das von Klemens Neumann, dem Mitbegründer der katholischen Quickborn-Jugendbewegung, herausgegebene Liederbuch Der Spielmann. Im Gotteslob ist das Lied unter Nummer 224 abgedruckt.
Inhalt
Die ersten drei Strophen von der Wanderung Marias mit dem Kind „unter ihrem Herzen“ beziehen sich auf die Perikope des Besuches Marias bei Elisabeth aus dem Lukasevangelium (Lk 1,39–56 ). Sie ist ausgeschmückt mit dem Motiv vom abgestorbenen Dornwald, einem Sinnbild der Unfruchtbarkeit und des Todes, der beim Vorübergang Marias mit dem göttlichen Kind zu blühen beginnt. Die weiteren Strophen umkreisen in katechetischer Frage- und Antwortform das Geheimnis der Menschwerdung Gottes.
Text der heute üblichen dreistrophigen Fassung
Text der siebenstrophigen Fassung von 1850
Melodie
Literatur
- Hermann Kurzke, Christiane Schäfer: Eigentlich ein Lied aus der Wandervogelbewegung. In: FAZ Nr. 298, S. 6 vom 22. Dezember 2011 (online (Memento vom 6. Dezember 2013 im Internet Archive); PDF; 467 kB).
- Hermann Kurzke, Christiane Schäfer: Mythos Maria. Berühmte Marienlieder und ihre Geschichte. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66956-9, S. 7–23 (DOI:10.17104/9783406669576-7; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
- Eckhard John: Maria durch ein Dornwald ging (2002). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon.
- Maria durch ein Dornwald ging im Liederprojekt von Carus-Verlag und SWR2.
Einzelnachweise
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